Was tun(?) 01 - Mit Marcus Wiebusch (Kettcar)

Hallo ihr lieben Menschen,

heute hab ich etwas Besonderes für Euch ... Anfang März hab ich mich mit Marcus Wiebusch (den meisten wohl bekannt als Sänger und Kopf der Hamburger Band Kettcar) getroffen und gute zwei Stunden über Dinge geplaudert, die uns beide gerade umtreiben und bewegen.

Ich hab das Gespräch mitgeschnitten und als Podcast veröffentlicht:

Alternativlink auf SOUNDCLOUD

Es geht unter Anderem um das Politisch-Sein als Musiker in Zeiten wie diesen, Marcus' Erfahrungen aus den 90ern und den Unterschied zur heutigen Zeit, meine Erlebnisse und Ideen um "Das große Spektakel", die eigene Ratlosigkeit und den Umgang mit Themen, die eigentlich zu komplex sind um sie in einen Song verpacken zu können. Auch wenn zwischen Marcus und mir 20 Jahre liegen und wir beide relativ unterschiedlich sozialisiert sind, landen wir doch beide am Ende nicht selten bei denselben Fragen.

Zwei Stühle eine Meinung (und der klägliche Versuch, den Arm lässig um Menschen zu legen, die ganz offensichtlich IMMER ihre Suppe aufgegessen haben)
Zwei Stühle eine Meinung (und der klägliche Versuch, den Arm lässig um Menschen zu legen, die ganz offensichtlich IMMER ihre Suppe aufgegessen haben)

Wir haben uns schon vor ein paar Wochen getroffen und wie Ihr alle wisst, ist die Welt in diesem kurzen Zeitraum eine andere geworden. Gegen Ende des Podcasts reden Marcus und ich kurz über die Hoffnung auf einen Kulturwandel als Ausweg für eine Gesellschaft, die aus den Fugen zu geraten droht. So beängstigend furchtbar die Corona-Krise auch ist - ich denke da neben den bereits Erkrankten, den Sorgen um unsere Eltern, Großeltern und Freunde in Risikogruppen, den Menschen in "systemrelevanten" Berufen, die sich gerade den Arsch für uns abarbeiten und all den Kulturschaffenden, Selbstständigen oder eh schon prekär Beschäftigten, die nun um ihre Existenzgrundlage fürchten, vor allem auch an die Menschen, die gerade auf der Flucht zwischen den Grenzen dieser Welt vergessen werden - so sehr hoffe ich, dass dieser tiefe Einschnitt in unseren Alltag gleichzeitig eine längst überfällige Zäsur für uns sein kann. Die Maschine steht still und das gibt uns die Möglichkeit den Fokus auf Dinge zu richten, die im ständigen Strudel der Geschäftigkeit viel zu oft untergehen. Individuelle Freiheit und Solidarität dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, wenn wir unseren Humanismus als unverhandelbar betrachten und ich glaube auch, dass uns das Zurückgeworfen-Sein auf uns selbst ein bisschen dringend benötigte Demut lehren kann. Wir werden mit Sicherheit anders aus dieser Krise heraustreten als wir in sie hineingestolpert sind. Ich hoffe, dass wir ein paar richtige Schlüsse daraus ziehen werden.

Ich wünsche Euch alles erdenklich Gute für die nächsten Wochen und danach ... Passt gut auf euch (und auf alle Anderen) auf!

Euer

Hannes

P.S. Bisher haben mich meine Blogeinträge vor allem Zeit (und meine Legastheniker-Nerven) gekostet, nachdem bei einem Podcast nun aber auch Kosten für Webspace, Zugtickets und Equipment dazu kommen, freu ich mich umso mehr über Eure Unterstützung. Dankeschön!

P.P.S. Die Musik im Intro stammt übrigens von meinem Ambient-Projekt stein schwere papier (gibt es hier umsonst zum download) und das Outro hab ich neulich als eines von zwei Instrumentalstücken zusammen mit Clara aufgenommen:

Kommentar schreiben

Kommentare: 7
  • #1

    antonia (Sonntag, 22 März 2020 13:40)

    danke dafür. ein sehr interessantes & inspirierendes gespräch!

  • #2

    Sven (Sonntag, 22 März 2020 21:03)

    Bin über Marcus Wie auch auf dieses Gespräch gestossen. Muss zu meiner Schande gestehen bislang nix von Hannes Wimmer/Spaceman Spiff gehört zu haben. Habe auf Spotify Mal reingehört - und bin angenehm überrascht. Werde mich in den nächsten (Corona-freien) Zeit Mal intensiver mit der Musik beschäftigen.

  • #3

    Jo_Hannes (Montag, 23 März 2020 11:13)

    Lieber Hannes,
    danke für dein gelebtes Beispiel, dass es anders gehen kann. Ich kann mir vorstellen, dass es wirklich verdammt viel Kraft kostet dieses "Ding" so durchzuziehen. Genau das ist es nämlich, was mir heute so fehlt. Man redet und schreibt oft über Dinge, wie sie sein sollten, aber der erste Schritt zur Veränderung erscheint einem dann doch falsch/ nicht vollständig genug oder mit zu vielen Einschnitten verbunden. Deshalb feier ich deinen Weg, der einem zeigt man kann etwas ändern! Ich würde mich freuen, wenn du noch weitere Podcasts in diesem Stil führen kannst, vielleicht gerade in diesen Zeiten?
    Beste Grüße ausm Süden, Jo

  • #4

    Paulina (Mittwoch, 25 März 2020 12:21)

    Hej Hannes,

    ich hab heute morgen Musik von Dir gehört und wieder mal empfunden, was für ein großes Geschenk sie für mich ist (nicht nur und noch mehr, weil Du sie schenkst).
    Und irgendwie hab ich etwas Hoffnung gefühlt, dass da momentan vielleicht auch Wertschätzung weiter wachsen kann dafür, wie Kunst und Musik wie Deine das Leben bereichert.
    Danke für Dein Mitteilen. Ich freu mich auf das Hören des Podcasts!

    P.S.: Und in mir taucht gerade immer wieder die Frage auf:
    Wie schreibt man Wände, mit ä oder e?

  • #5

    jogo (Samstag, 04 April 2020 22:01)

    Wieviele Bier habt Ihr getrunken und sollte man dabei trinken :P
    Ihr seid so schnuckelig

  • #6

    David (Donnerstag, 09 April 2020)

    Ich bin leider etwas spät. Dennoch vielen Dank für dieses wunderschöne Gespräch. Ich fand es sehr inspirierend Euch zuzuhören.
    Dankeschön auch für deine Musik Hannes.

  • #7

    Katha (Sonntag, 28 Juni 2020 16:49)

    Bisschen so, als hättest du deine Doktorarbeit vor ihm verteidigen müssen :D, das Gespräch war, äh, kein Ponyhof! Aber superinteressant, und im Kern seid ihr euch ja ganz klar in sehr, sehr vielem einig. Vielleicht wäre irgendwann auch ein Gespräch mit Judith Holofernes interessant, die ja vor ein paar Monaten mit Patreon gestartet ist ... grüße :)